Sonntag, 18. November 2007

Argumente für Gott auf dem Gabentisch - Buchtipps zu Weihnachten

Mit Harry Potter können die drei Bücher, die ich Ihnen zu Weihnachten – als Geschenk oder zum Selberlesen – nahe legen möchte, nicht mithalten, und als Schlusswort möchte ich das Rowling’sche „All was well“ auch nicht stehen lassen, aber immerhin beschäftigt sich der Buchmarkt auch in seinen Bestseller-Listen mit einem Thema, das lange tot schien: der Frage nach Gott.

Ganz herausragend ist Manfred Lütz’ humorvoll und weise geschriebene Darstellung mit dem schlichten Titel „Gott“. (ISBN 3629021581, 19.95 €) Lütz stellt die theologische Gotteslehre und den Atheismus so locker-leicht und dabei so treffend und klug dar, dass man als Pfarrer neidisch werden mag. Er spannt dabei den Bogen vom Freud über Feuerbach bis hin zu Karl Valentin und verankert sein Buch fest in der Gegenwart. Den Atheisten weist er einen „absurden“ Glauben zu, lässt dabei aber auch die Christen nicht ungeschoren davon kommen, die ihm zum Teil zu frömmelnd sind, oder aber denen wie Martin Luther Sinn für Schönheit fehle.

Sei’s drum! Wer dem ganzen Hype um Dawkins „Gotteswahn“ (siehe letzte Ausgabe) etwas entgegen will, wird um das Buch von Lütz nicht herumkommen, das es auf Anhieb auf Platz 5 der SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft hat und dem man viele Leser wünscht.

Zahlreiche weitere Neuerscheinungen belegen, dass die Frage nach Gott die Menschen wieder umtreibt. Zwei Bücher sei hier ebenfalls erwähnt: In dem Buch „Gott und die Gene“ (ISBN 3579069685, 22,95 €) begründet der Humangenetiker Francis S. Collins, der das Human Genome Project leitete, mit dem das menschliche Erbgut entschlüsselt wurde, seinen christlichen Glauben. Dabei wendet er sich vor allem gegen Versuche, aus den Naturwissenschaften heraus den Atheismus zu begründen.

Ausdrücklich an „Ungläubige“ wendet sich Christian Nürnberger mit seinem Buch „Jesus für Zweifler“ (ISBN 3579069678, 19,95 €). Das Buch des studierten Theologen und Ehemanns der ZDF-Moderatorin Petra Gerster geht zwar von einer reichlich antikirchlichen Grundposition aus, aber Nürnberger beharrt respektabel darauf, dass der Kern der christlichen Botschaft für alle Menschen wichtig ist, auch für die Ungläubigen und Zweifler.

Gerade in der Adventszeit und auf dem Gabentisch hat diese Sicht der christlichen Botschaft in jedem Fall ihr Recht. Die Argumente für Gott sind stark, und gut ist in jedem Fall, das sich die Frage nach Gott nicht mehr ins Private abschieben lässt, sondern den Buchmarkt mit bestimmt.

Das meint
Ihr
Matthias Treiber

Montag, 8. Oktober 2007

Atheisten-Wahn?

Atheisten kennzeichnet ja vor allem eines: Dass sie vom Glauben an Gott nicht loskommen. So auch Richard Dawkins, der Erfinder des angeblich „egoistischen Gens“. In seinem Buch „Der Gotteswahn“ kann er denn auch nicht anders, als uns Christen als Wahnsinnige abzutun – mit solch einem Eifer, dass ihn sogar die Süddeutsche Zeitung als „atheistischen Hassprediger“ tituliert.

Leider liegt das liberale Blatt damit nicht ganz falsch. Dawkins macht den Glauben für alles Unglück und für alle Verbrechen in der Welt verantwortlich. Dabei ignoriert er die zuweilen durchaus nachdenkenswerte Religionskritik der Neuzeit und genügt sich in der arroganten Pose des Aufklärers.

Dawkins entgegenzutreten ist allerdings einfach. Von Philosophie und Theologie hat er schlichtweg keine Ahnung, und für die größten Mörder der Menschheitsgeschichte – Hitler, Stalin und Mao – wird man Jesus wohl kaum verantwortlich machen können.

Dawkins Buch ist vielleicht fast so etwas wie ein letztes Aufbäumen der Gottlosigkeit, die inzwischen “out“ ist. Wir in der Kirche müssen den Blick auf andere Gefahren für den Glauben richten. Die Bedrohung liegt heute nicht mehr im Atheismus, sondern wohl eher im Fundamenta-lismus, der den Glauben nicht angreift, sondern diskreditiert. Hier muss die Kirche klar auf Kurs bleiben: am Liebesgebot Jesu orientiert, aufgeklärt, hoffnungsfroh und voller Gottvertrauen.

Das meint

Pfarrer Matthias Treiber

Freitag, 27. Juli 2007

Dem Papst sein Dank!

Die überflüssige Herabwürdigung der evangelischen Kirche durch den Papst hat ungeahnt positive Wirkungen für uns Protestanten entfaltet. Fast müsste man Ratzinger für die Welle der Sympathie dankbar sein, die der evangelischen Kirche entgegenschlägt, angefangen von der Zentrale der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover, bei der zahlreiche Briefe und e-Mails eingingen, bis hin zu katholischen Gemeinden vor Ort, die in Offenen Briefen und Unterschriftenlisten ihr Unverständnis für diesen Affront aus Rom ausdrückten.

Theologische Unterschiede beim Selbstverständnis der jeweiligen Kirchen sind das Eine, das man respektieren muss, entscheidender ist gegenwärtig aber die Frage, warum ausgerechnet ein deutscher Papst eine zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig überflüssige Diskussion lostritt.

Zu Recht haben die evangelischen Bischöfe darauf verzichtet, in gleicher Weise Kritik am katholischen Kirchenverständnis zu äußern. Allerdings wird damit wohl leider bei der Ökumene alles beim Alten bleiben: Die evangelische Kirche in ihrer ganzen Breite und einzelne katholische Christen und Priester vor Ort werden die Gemeinsamkeit der Christen suchen und in gegenseitigem Respekt miteinander leben, während aus Rom allezeit Brems- und Störmanöver zu befürchten sind.

Sei’s drum! Die Ökumene vor Ort ist stark genug, um auch dies auszuhalten.

Das meint
Ihr

Matthias Treiber

Freitag, 15. Juni 2007

Ausgrechnet Marilyn Manson

„Man muss Hoffnung für die Welt haben, wenn man etwas beitragen will.“ – Ausgerechnet von Marilyn Manson, dem Schock-Rocker aus Florida, der wegen seiner aggressiven Texte für das Massaker an der Schule in Columbine verantwortlich gemacht (und mit einem Auftrittsverbot belegt) wurde, müssen wir uns das sagen lassen.

Nun freut sich Gott gewiss über einen reuigen Sünder mehr als über hundert Gerechte – und die Angriffe auf den Musiker, den man nicht gut finden muss, waren oft von Bigotterie und Heuchelei geprägt; aber darum geht es mir nicht, sondern um den Inhalt des Gesagten.

„Man muss Hoffnung haben für die Welt.“ Nach Jahren voller Depression und Weltunter-gangsgeschwafel und in der gegenwärtigen Katastrophenhysterie täte uns die Gegenrichtung wahrlich wieder gut: Hoffnung zu haben für die Welt
- in dem einfachen Glauben, dass Gott ist, der die Welt geschaffen hat und uns erhält,
- in der einfachen Erkenntnis, dass es uns doch gut geht,
- in dem Wissen, dass wir von Gott unendlich viele Möglichkeiten bekommen haben, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, wenn wir nur unser Leben selbst in die Hand nehmen, Augen, Ohren und Herzen öffnen und schauen, was unseren Nächsten und uns selbst gut täte.

Wir können gleich heute damit anfangen!

Mittwoch, 16. Mai 2007

KIrche, Knut und Pfingsten

Der katholische Theologe Johann Baptist Metz hat bei der Frage nach der Bedeutung der Kirche diese einmal mit einem Elefanten und dessen Gedächtnis verglichen. "Elefanten vergessen nicht, sie tragen nach. Mit ihrem Elefantengedächtnis hat auch die Kirche buchstäblich ein nachtragendes Wesen. Sie trägt uns, den ins Vergessen Verliebten, eine Jahrtausende alte Geschichte nach.“

Ich finde das Bild sehr treffend, denn wie der Elefant ist auch die Kirche eher unansehnlich, grau und etwas schwerfällig, im Gegensatz zum knuddeligen Knut eher medienuntauglich, dabei aber eine große Gelassenheit ausstrahlend und wen man genau hinschaut mit ungemein offenen Augen und einem guten Gehör ausgestattet.

Und dann, wie von Metz gesagt, trägt die Kirche unserer schnelllebigen, selbstverliebten und an die Gegenwart gefesselten Welt eine Jahrtausende alte Geschichte nach, die Geschichte, dass der Mensch ein göttliche Würde hat und niemals Zweck werden darf, dass nicht Eigennutz sondern Liebe der entscheidende Antrieb sein soll, dass die Welt nicht zufällig und bedeutungslos ist, sondern einen letzten Sinn hat.

Dieser Tage feiern wir ja mit den Pfingstferien auch den Geburtstag der Kirche – auch daran erinnert dieser „graue Elefant“ mit seinem historischen Gedächtnis.

Montag, 16. April 2007

"Auferstanden von den Toten?"

Wenn ich sage, dass es mir nicht schwer fällt, an die Auferstehung Jesus zu glauben, ernte ich oft befremdliches Erstaunen. An Jesus zu glauben, an seine Botschaft von der Liebe Gottes, gut, aber "am dritten Tage auferstanden von den Toten", wie die Konfirmanden gerade lernen...?

Mir fällt es leicht, daran zu glauben, weil die biblischen Erzählungen davon so glaubwürdig sind: kein Triumpfgeschrei, sondern Furcht erfüllt die Frauen am leeren Grab und die Jünger Jesu - kein Mensch würde sich die Auferstehung so ausdenken oder einbilden.

Doch diese Erzählungen für wahr zu halten, heißt noch nicht, glauben. Glauben ist mehr. An die Auferstehung zu glauben, heisst, dem Leben und der Liebe den ersten Rang einzuräumen, heisst, so zu leben, dass man sieht: Wir stehen für ein Leben in Liebe - trotz Not und Tod.

"Die Liebe, die uns leben lässt, kann selber niemals sterben" sagt Eugen Drewermann zum Ostermorgen. Einfacher gesagt: Es lohnt sich, ein liebevoller Mensch zu sein, weil darin der Sinn des Lebens liegt, der von keinem Tod verneint werden kann.

Mittwoch, 4. April 2007

Car-Freitag

Jeden Freitag der gleich Ärger - diese Woche am Feiertag Karfreitag zwar nicht, dafür ist es aber umso schmerzhafter:

Da wirbt ein Heilbronner Autohaus auf der ersten Seite der Lokalzeitung mit „Car-Freitag“ für seine Objekte der Begierde. Man sollte eigentlich denken, dass sich diese Werbung von selbst verbietet. Sie ist weder witzig, noch originell, noch gibt es einen hintergründigen Bezug – außer vielleicht zu den Kreuzen, die am Rande unserer Landstraßen zu sehen sind, aber daran denken die Autoverkäufer gewiss nicht.

Derartigem Werbeblödsinn steht entgegen, dass der Karfreitag nicht nur als bedeutendster evangelischer Feiertag gilt, sondern auch der Tag ist, an dem viele des gewaltsamen Todes Jesu gedenken. So dürfte man erwarten, dass solch eine Werbung aus Respekt vor Menschen, denen der Karfreitag etwas bedeutet, unterbleibt. Was also tun?

Um mich über solch einen Reklame-Blödsinn aufzuregen, sind mir meine Nerven zu schade. Da übe ich aus diesem Anlass lieber Gelassenheit – und denke darüber nach:

• Greift die Werbung mich oder meinen Glauben an? Eigentlich nicht, dazu ist das zu primitiv.

• Wären die Werbetexter wohl auch so mutig, wen es um einen Feiertag einer anderen Religion ginge? Vermutlich nicht.

Und dann denke ich: Man muss sich von Werbung ja nicht beeinflussen lassen. So wenig wie übrigens wie von dem Hype an den verkaufsoffenen Sonntagen.